Es ist der 20. Mai 2022. Alle Schüler der Jahrgangsstufe 11 nehmen nach und nach ihre Plätze im Saal des Clara-Wieck-Gymnasiums ein. Einige tuscheln noch, andere freuen sich schon auf ihr Wochenende. Fast alle sind mit alltäglichen Dingen beschäftigt. In den folgenden 90 Minuten steht ein Thema im Fokus, das die Schüler mehr oder weniger stark in ihrem Leben beschäftigt: der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf Sachsen. Hierfür ist Herr Thomas Rechentin, Amtschef im Sächsischen Staatsministerium des Innern, im Rahmen der Europawoche zu uns in die Schule gekommen.
In seinen einleitenden Ausführungen erläutert Herr Rechentin das Selbstverteidigungsrecht einer jeden Nation, welches in der Charta der Vereinten Nationen verankert ist, und warum der ukrainische Präsident Selenskyj einen Beitritt in die Europäische Union möchte. Der Vertrag der EU vom 7. Februar 1992 spreche von einer gemeinsamen Verteidigungspolitik, in welcher der Grundsatz einer friedlichen Streitbeilegung und eine gemeinsame Reaktion auf Angriffe beschrieben werde. Auch Deutschlands Verpflichtungen aus dem NATO-Vertrag, die Aufnahmebegehren Finnlands und Schwedens sowie die Auswirkungen des Krieges auf Sachsen thematisiert Herr Rechentin, bevor die Schüler in der anschließenden Diskussionsrunde die Chance hatten, ihre Fragen zum Konflikt loszuwerden und diese ausführlich beantwortet zu bekommen. Sie fragten nach potentiellen Wegen aus dem Krieg, nach der Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Staaten einen Angriff fürchten müssen, nach der Sinnhaftigkeit von Waffenexporten oder auch nach den Unterbringungsmöglichkeiten Geflüchteter.
Rechentin betonte, dass das Hauptziel aktueller politischer Bemühungen ein Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern sein sollte und dass Russland die Aussichtslosigkeit eines Sieges einsehen müsse. Zudem sei es unwahrscheinlich, dass Putin NATO-Mitgliedsländer angreife. Waffenlieferungen seien nötig, um Russland zu verdeutlichen, dass es seine Kriegsziele, welche im Übrigen nicht ganz klar seien, nicht erreichen könne. Hinsichtlich der Situation geflüchteter Menschen aus der Ukraine erläuterte Rechentin, dass alle mit einem Pass einreisen und sich in Deutschland frei bewegen dürfen. Sie können sich selbst eine Wohnung suchen bzw. gebe es Erstaufnahmeeinrichtungen, wo sie sich registrieren können. Seitens sächsischer Institutionen kümmere man sich täglich um die Menschen, was aber nicht einfach sei.
Rechentins souveränes, kompetentes und angemessen humorvolles Auftreten erzeugte bei uns Schülern das Gefühl, mit unseren Fragen und Sorgen ernst genommen zu werden. Wir danken Herrn Rechentin ganz herzlich für seinen Besuch.
Marike Zabel
Jahrgangsstufe 11